Nur spärlich berichten uns die erhaltenen Quellen des Mittelalters über Gleisdorf, das im 13. Jahrhundert aus einer Kirche und einigen wenigen Häusern bestand. In der ersten uns erhaltenen Urkunde aus dem Jahr 1229 erfahren wir vom Bestehen einer Kirche (ecclesia in Glitsdorf) und den Namen eines Pfarrers, Chunradus. Demzufolge bestand zu diesem Zeitpunkt bereits die Pfarre Gleisdorf. Sie war eine Tochterpfarre der alten, schon 860 erwähnten Pfarre St. Ruprecht a. d. Raab.
Die Pfarrkirche war seit jeher dem hl. Laurentius geweiht. Dem Patrozinium zufolge ist es denkbar, dass die Kirche schon um das Jahr 1000 bestanden hat. Gewiss war sie nur ein schlichter ronianis cher Sakralbau, stand aber schon auf dem „Kirchenriegel“, der noch bis in das vergangene Jahrhundert als solcher zu erkennen war. Interessant ist, dass auf diesem topographisch bevorzugten Platz zahlreiche römische Münzen gefunden wurden, was die Vermutung nahe legte, dass die Pfarrkirche auf römischen Überresten errichtet wurde. Eine archäologische Untersuchung 1997 konnte diese Vermutung nicht bestätigen.
Nach Gleisdorf eingepfarrt waren Anfang des 15. Jahrhunderts 30 Dörfer bzw. Rotten mit insgesamt 281 Realitäten. In Gleisdorf, das bereits 1284 als Markt bezeichnet wird, standen 32 bewohnte Häuser. Der relativ große, ursprünglich aus der Mutterpfarre St. Ruprecht a. d. Raab herausgelöste Gleisdorfer Pfarrsprengel wurde erst mit der Errichtung der Pfarre Nestelbach am Beginn des 17. Jahrhunderts im Westen und der Errichtung der Pfarre Sinabelkirchen am Beginn des 18. Jahrhunderts im Osten verkleinert. Noch im ausgehenden 15. Jahrhundert wurde außerhalb des Marktbereiches an der Raab die Kirche Mariä Reinigung errichtet, die allmählich als Wallfahrtsstätte zumindest regionale Bedeutung erlangte.
Nachdem während eines Bauernaufstandes 1515 die Pfarrkirche entweiht worden war, wurde anlässlich einer bischöflichen Visitation 1528 angeordnet, sie wieder zu weihen. Unstimmigkeiten gab es auch mit der Geistlichkeit, die sich immer mehr von der traditionellen Kirche entfernte und sich der Lehre Luthers zuwandte. Während der Reformationszeit waren in Gleisdorf mehrere evangelische Prädikanten als Seelsorger tätig. Bischof Jakob I. Eberlein schildert anlässlich der großen Pfarrvisitation im Jahr 1617 die Gleisdorfer Bevölkerung jedoch wieder als katholisch und beschreibt den Pfarrer als guten Seelsorger. Das erhaltene Visitationsprotokoll nennt uns in der Pfarrkirche vier Altäre. Sie waren dem hl. Laurentius, der hl. Maria und der Hl. Dreifaltigkeit geweiht. Der vierte war nicht konsekriert – er sollte weggeschafft und an seiner Stelle ein Beichtstuhl errichtet werden.
Während des Spätmittelalters, aber auch noch bis ins 18. Jahrhundert hatten die Pfarrbewohner immer wieder unter Epidemien zu leiden. Nach dem verheerenden Pestjahr 1348 waren sogar einzelne Ortschaften ausgestorben. Schwer zu leiden hatte die Pfarrbevölkerung auch im September 1532, als das türkische Hauptheer nach der vergeblichen Belagerung von Güns/Köszeg über die Oststeiermark an Graz vorbei nach Südosten zog. Nachdem die umliegenden Häuser von den Gleisdorfer Bürgern niedergebrannt worden waren, verschanzten sich diese hinter den wehrhaften Kirchhofmauern (Tabor) und retteten so zumindest ihr Leben. Bis auf den Kirchentabor wurde der gesamte Markt schließlich von den Türken niedergebrannt. Im Bereich des Tabors befand sich bis 1617 auch ein Pranger, der vorwiegend bei Vergehen gegen kirchliche Vorschriften seine Funktion zu erfüllen hatte.
Von Bedeutung für Gleisdorf wurde der aus Schwaben stammende Pfarre Johannes Haller. Er war ein besonderer Marienverehrer und widmete 1664 testamentarisch die für die damalige Zeit beachtliche Summe von 12.700 Gulden verschiedenen kirchlichen Einrichtungen. Mit einem Großteil dieses Kapitals wurden die Pfarrkirche und die Marienkirche großzügig ausgebaut und ausgestattet sowie die Mariensäule errichtet. Zwei Generationen später wurden an den Gleisdorfer Kirchen wieder bauliche Veränderungen vorgenommen. So ließ der Grundherr der Herrschaft Freiberg, der Wiener Kardinal Sigismund Graf von Kollonitsch, die unter seiner Vogtei stehenden Sakralbauten umbauen bzw. die Marienkirche durch den kaiserlichen und erzbischöflichen Baumeister Matthias Gerl aus Wien neu errichten. An die Marienkirche angebaut wurde ein Kloster, das er dem Schulorden der Piaristen übergab, die hier von 1747 bis 1777 ein lateinisches Gymnasium unterhielten. Danach wurde in den Räumlichkeiten des Klosterkomplexes eine deutsche Hauptschule eingerichtet, die bis zur Auflösung des Klosters im Jahr 1824 von den Piaristen geleitet wurde; 1826 wurde die Schule geschlossen.
Eng mit der Geschichte der Pfarre ist auch das niedere Schulwesen verbunden. In Gleisdorf lässt sich die Pfarrschule bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Den Unterricht besorgten Pfarrschulmeister, die auch den Organisten? und Mesnerdienst versahen. 1647 wurde in der heutigen Franz Bloder?Gasse das erste Schulhaus erbaut, das noch vor 1700 bis auf die Grundmauern nieder brannte und neu errichtet werden musste. Mit dem Reichsvolksschulgesetz 1869 endete das der Pfarre unterstehende Schulwesen.
Ab 1881 errichtete der Orden der Dominikanerinnen südöstlich des Florianiplatzes ein Kloster, das 1882 bezogen wurde und bis Ende 1996 bestand. Die Schwestern widmeten sich vor allem der Mädchenerziehung und unterhielten mehrere Pflicht und Fachschulen und ein Pensionat. Die nach Plänen des Grazer Architekten Robert Mikovics erbaute Klosterkirche wurde 1882 der hl. Maria, Königin des Rosenkranzes, geweiht. Der Altar der Kirche kam nach der Profanierung 1996 in das Dominikanerkloster nach Graz/Münzgraben, der Tabernakel und die übrige Kircheneinrichtung in ein Dominikanerkloster nach Tschechien.
Nachdem Gleisdorf schon von 1824 bis 1837 Dekanatspfarre war, wurde es nach Zusammenlegung der Dekanate St. Ruprecht a. d. Raab und Pischelsdorf 1966 abermals in diesen Rang erhoben. Zum Dekanat Gleisdorf gehörten die Pfarren Gleisdorf, St. Ruprecht a. d. Raab, Pischelsdorf, St. Johann bei Herberstein mit der Seelsorgestelle Maria Fieberbründl, Stubenberg, Sinabelkirchen, Groß-Steinbach, Ottendorf, Markt Hartmannsdorf, St. Margarethen a. d. Raab und Eggersdorf. Im Jahr 2018 wurde die Dekanatsstruktur der Diözese aufgelöst. Seitdem gehört die Pfarre Gleisdorf der Region Oststeiermark an.
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